Es ist Donnerstag Vormittag. Ein Herr mittleren Alters hat sich bei mir zu einem Vorgespräch zur Gewichtsreduktion angemeldet. Wir reden über den Ablauf und die Schwerpunkte, die die einzelnen Sitzungen haben sollen.
Plötzlich wird er merklich unruhig. "Kann man eigentlich auch etwas gegen Flugangst mit Hypnose machen??" entfährt es ihm. "Ja. Dazu bräuchten wir allerdings zwei bis drei Sitzungen,
normalerweise. " sage ich.
"Oh...", er versinkt in seinem Sitz.
"Wann fliegen Sie denn?" frage ich.
"Am Samstag..." stößt er hervor. Man spürt regelrecht, wie ihm der Gedanke an den Flug auf den Magen schlägt.
Nun..ich kann Menschen nicht leiden sehen. Und ich liebe Herausforderungen: "Schaffen Sie es, morgen früh um 7:30 Uhr hier zu sein?" frage ich. Die einzige Möglichkeit, VOR Beginn der
eigentlichen Praxiszeit am kommenden Tag.
Er sieht mich etwas irritiert an. "Ja..."
"Dann sehen wir uns morgen!"
Ich mache ihm klar, dass ich nichts versprechen kann. Das ich generell gern mehrere Sitzungen plane, um die Flugangst in den Griff zu bekommen - aber eine Chance besteht, dass er dennoch einen
angenehmeren Flug haben wird.
Wir treffen uns am nächsten Morgen. Offenbar hat er seine "Hausaufgaben" sehr gewissenhaft erledigt und die Vorhypnose für sich genutzt. Schnell und erfreulich tief gleitet er in die Hypnose.
Zunächst erarbeiten wir gemeinsam das, was wir einen "sicheren Ort" nennen. In seiner Vorstellung ist er an einem Ort, der wundervoll entspannend und sicher ist. Diesen Ort und das Gefühl von diesem Ort "ankern" wir - so dass er jederzeit diese Sicherheit und Entspanntheit wieder in sich spüren kann. Dies machen wir, bis ich sicher bin, dass er auch im Wachbewusstsein in der Lage ist, die mit dem Ort verbundenen Gefühle mit dem Auslösen des Ankers zu fühlen (und ich bete innerlich, dass ihm dies auch in der direkten Stresssituation gelingen wird...).
Dann gehen wir direkt an die Flugangst. Was ihm unter normalen Umständen natürlich nicht gelungen wäre, gelingt ihm in der Hypnose ganz leicht: Er geht komplett in das Gefühl, wie es wäre
"begeisterter Vielflieger" zu sein. Ich beschreibe eine Flugsituation und lasse ihn wieder in dieses angenehme Gefühl gehen,dass er hätte, wenn er den Flug einfach mit jeder Zelle total genießen
könnte.
Danach runde ich die Sitzung mit einer überschaubaren Menge Suggestionen ab.
Als ich ihn aus der Hypnose ausleite, dauert es eine ganze Weile, bis er die Augen wieder aufschlägt: "Das war herrlich entspannend!!" Ist sein allgemeins Urteil. Dann bitte ich ihn, an den Flug
am nächsten Tag zu denken. Es fühlt sich zumindest aus der Ferne nicht mehr besonders bedrohlich an. Auch der sichere Ort lässt sich von ihm gut und schnell erzeugen. Ich sende Ihm nach der
Sitzung die Suggestionen zu, die ich hinter eine Entspannungseinleitung gesetzt habe, in der Hoffnung, dass er sie evtl. noch einmal vor dem Flug für sich nutzen kann.
Am nächsten Tag erinnern mich Kondensstreifen am Himmel an die Sitzung vom Vortag. "Wie es wohl gelaufen ist?" Für mich heißt es nun ein paar Wochen warten, bis wir die Gewichtsreduktion
beginnen, denke ich. Aber am Abend kommt eine begeisterte WhatsApp-Nachricht. Er ist geflogen - und wie!! Vor dem Start war da noch eine leichte Aufregung - da hat er sich einfach die
Suggestionen "auf die Ohren geknallt" und ab da war es "einfach nur schön".
Wie ich bei unserer nächsten Sitzung höre, brauchte er auf dem Rückflug die Suggestionen nicht einmal mehr.
Seitdem begleite ich ihn mit meinen Hypnosen bei den unterschiedlichsten Themen und kürzlich erzählte er mir, dass er wieder in Urlaub geflogen sei - und "das war GAR KEIN Problem!"